ELISE ANDRESEN-BUNJES

*1948 in Holtland, Abitur am Teletta-Groß-Gymnasium in Leer, Studium: Höheres Lehramt an berufsbildenden Schulen in Hannover, Fortbildung zur Psychologischen Beraterin.
Ausbildung zur plattdeutschen Märchenerzählerin bei der Europäischen Märchengesellschaft, Übertragung mehrerer Märchen ins Plattdeutsche, Auftritte u. a. bei „Märchen und Musik im Park“ der Philippsburg in Loga (2012) und beim Märchenfestival in Wiesmoor (2013).


Nach vielen Jahren in der Nähe von Hamburg leben sie und ihr Mann seit 2011 wieder in Ostfriesland. In Mitling-Mark mit Blick auf den Emsdeich hat sie das alte Gulfhaus ihrer Urgroßeltern restauriert, das Platz genug bietet für den Besuchsansturm ihrer vier Kinder mit Schwiegerkindern, den fünf Enkelkindern und für ein kleines Malatelier.
Sie ist Mitglied im Verein ANNO, der sich für den Erhalt historischer Häuser einsetzt, beim Schrieverkring Weser-Ems im AK  und bei den Mörderischen Schwestern.

Seit  2003 schreibt sie – mit Vorliebe plattdeutsche Grusel- und Krimi-Kurzgeschichten. Fünfmal ist sie damit beim Schreibwettbewerb des NDR „Vertell-doch-mal“ vertreten. Dabei gewann sie den vierten, den zweiten und den Publikumspreis. Außerdem sind ihre Texte auf der vom NDR herausgegebenen CD 2 und der CD 3 „Platt vom Besten“ zu hören. Beim Haiku-Wettbewerb „Wo die Weite wohnt“ gewann sie den 2. Preis.

Veröffentlichungen

„Rög di“ ist ein Schulbuch, das Lehrern handlungsorientierte Unterrichtshilfen anbietet (Schrödel-Verlag 2003). Es ist entstanden in der Arbeitsgruppe „Plattdüüts an’ne School“ im Landkreis Rotenburg, der sie mehrere Jahre angehörte.
2001 erhielt die Gruppe in Hannover für das Manuskript den 1. Preis des Niedersächsischen Heimatbundes bei dem Wettbewerb „Twee Spraken sünd mehr as een“ für die Umsetzung der Europäischen Sprachencharta.

CD
NDR Vertell doch mal! 2 – Platt vom Besten. „Opa Mansholt“ – gelesen von Manfred Bettinger
NDR Vertell doch mal! 3 – Platt vom Besten. „Ik segg nix“ – gelesen von Manfred Bettinger

Anthologien

„De teihnte Hochtiedsdag“ in NDR-Vertell doch mal 2003 Fieravend
„Krüüzweg“ in NDR-Vertell doch mal 2004 Ünnerwegens
„Opa Mansholt“ in NDR-Vertell doch mal 2005 Wat’n Malöör (4. Preis)
„Ik segg nix“ in  NDR-Vertell doch mal 2010 Hartpuckern (2. Preis und Publikumspreis)
„De rode Lackschatull“ in NDR-Vertell doch mal 2012 Öllern
„Unnersteboven“ und „Mannlü“. In: Unner de Buukreem, 2006
„De Pütt“ und „Blot dood“. In: 5. Autorentreffen Niederdeutsch Mölln 2010, Dokumentation
„Jan Willm un Hinnerk Aden“. In: Billerstörm, 2010
Love-Parade I und II. In: Maskendanz, 2011
Haiku. In: Wo die Weite wohnt, 2012 (2. Preis)
„Dat Verspreken“. In: EJK 125, 2013
„Man seker mörgen“ und „Man seker mörgen II“. In:  7. Autorentreffen, Mölln, 2013
„Hildegard“. In: 800 Jahre Krimi-Fieber Sottrum, 2005
Weitere Veröffentlichungen in Zeitschriften: „Diesel“, „Ostfrieslandmagazin“ und „Der Heidewanderer“

 

Text


Blot dood 

De harren doch sülvst Schuld, de olle Arvsliekers. Hebb ik mi ja woll docht, dat se mi nich wegen Opa sien Insargen Bescheed geben deen. Meenden woll, ik harr dat nich mitkregen, dat de Oll sük dat Genick broken harr.
Wat muss de oll Buck denn ok immer noch in Düüstern de oll Holtledder hoog un bi sien Nahberske dör ’t Baadkamerfenster luurn? Weer doch oftoseen, dat de möör Stufen bold ’n maal dörknacken deen. Muss ik gaar nich vööl nahelpen.
Un daarna is’t ja ok all genauso komen, as ik mi dat docht hebb.

Unkel Fritz, de olle Suupsack. Opa lagg man nettakraat in d’ Sarg. – Futt runner in de sien Wienkeller. Pielliek to up de beste Buddel Bordeaux. De lüttje Lock in de Körk kunn he mit sien slechte Ogen ja nich mehr sehn.
Hett flink wirkt un is he ok gaar nich mehr achterkomen.

Un sien Frau, de dicke Tant Tini mit hör Diabetes. Wat hett se immer rumjöselt: „Nee, ik düür nix Sötes mehr, kien Zuckerlaa un heel un dall nich mit Nöten. Daar bün ik allergisch tegen.“ Daarbi slicker se allmanweg um sük to. Ik segg ja, van nix kummt nix. Harrst di hör dicke Moors mal ankieken musst! Verfreten sach dat ut un dat weer se ok. Kunn kien Pottje mit Pudding stahn laten. Hett de Beker mit mousse au chocolat ok futt in d’ Köhlschapp funnen. Stunn ja nich up, dat daar ok Nöten in weern.
Gung hannig!

Un Opa sien Süster Anni! Ekelig weer dat immer, bi’t  Eten tegen hör to sitten. Bi jede Krömmel up Tafel: Speij an d’ Finger, upstippen un in d’ Mund steken.
Gung nich so gau, hett ’n bietje langer düürt – bi Rötten sleit dat flinker an.

„Ich muss erst mal ein Schaumbad nehmen!“, sall mien Kusien Margret woll seggt hebben, „und dabei NDR-Kultur hören. Das entspannt so schön!“ De hör Tierderee mit hör Kultur! 220 Volt Ent-Spannung weer seker genug, as Opa sien oll Radio so sachtjes in ’t Baadwater gleden is.

Un mien Vedder Hans, de oll Mundjeproter. Wat hett he sük an Opa ransmeten. Man blot, dat de hum sien neje BMW vermaken dee.
Dat de Bremsen nich funktioneren deen, is he eerst achterkomen, as he al up 180 weer.

Un denn noch Tant Netti, de olle neeisgierige Hohnermoors. Överall rumschnüffeln! Futt na de Papieren söken. Harr ik ja woll sehn, dat Opa sien Testament in de oll blicken Kist weer. Man wat daar boven up lagg!!! Daar muss se eerst maal na Luft snappen.
Kunn se aver nich mehr bi hör Asthma-Anfall!

Kiek, un nu bün ik d’r ok bi, bi de groot Beerdigung.
Un all annern ok: Unkel Fritz, Tant Tini, mien Groot-Tant Anni, Margret, Hans, Tant Netti un Opa –   blot dood!