CARL-HEINZ DIRKS
*1948 Emden, dort aufgewachsen. Nach Studium in Hamburg (u.a. Niederdeutsch 1980 Rückkehr nach Emden. Aktivitäten im Bereich Plattdeutsch, Schreiben und ostfriesische Landeskunde. Nach 10 Jahren an Wümme und Aller 2012 wieder zurück an der Ems. Mitbegründer und Mitherausgeber der plattdeutschen Zeitschrift DIESEL 1991, viele Jahre Vorstand Oostfreeske Taal, jetzt Vorsitzender der Bevensen-Tagung (seit 2003), und des Schrieverkring Weser-Ems (seit 2008), und seit März 2012 im Vorstand des Arbeitskreises Ostfr. Autorinnen und Autoren.
Schreibt hochdeutsche und plattdeutsche Texte in Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien;
Liedtexte; Übersetzungen.
Befasst sich intensiv mit der Schreibweise der plattdeutschen Sprache; verfasst historische Texte und Literaturkritik
Als Autor in:
- Die Fachsprache der Windmüller und Mühlenbauer (Hrsg. Dieter Möhn. Aurich 1986
- PLATTformen. Streektaalliteratur. Groningen 1991
- Wie gut, dass es Euch gibt. Pädagogisches im Gegenwind. Hrsg. H.W. Schnieders. 1994
- Stadtgeschichten. Ein Emder Lesebuch. Hrsg. R. Claudi. Emden 1995
- Gezeitenwende. Anthologie AK. Leer 1998
- Utroopers Kleines Buch vom Plattdeutschen. Leer 1999
- Faszination See. Anthologie AK. Leer 2000
- Larrelt liggt midden in de Warrelt. Hrsg C.H. Dirks et al. Emden 2000
- Wat den een sien Uul... (NDR Vertell doch mal) Neumünster 2001)
- 2000 un mehr (SK Weser-Ems) Hrsg. C. Scholz. Emden 2001
- Swattsuer. Gräsige Geschichten... Hrsg. Bolko Bullerdiek und Dirk Römmer. Rostock 2002
- Grenzenlos an Deich und Dollart. Hrsg. Thomas Schumacher 2003
- Schiefer als Pisa. Hrsg. Lilo Heimann. Leer 2003
- Dat ’s ditmal allens, wat ik weten do, op’n anner Mal mehr... 100 Jahre Quickborn. Hamburg 2004
- Schrijvers om de Noord 3. Schiermonnikoog 2005
- Wat’n Malöör. (NDR Vertell doch mal) Neumünster 2005
- 800 Jahre Krimifieber Sottrum. Hrsg. Kulturini Sottrum 2005
- Unner de Buukreem. Emden 2006
- De Familienfier (NDR Vertell doch mal). Neumünster 2006
- Festbook 60 Jahre Freudenthal-Gesellschaft, 50 Jahre Freudenthal-Preis. Bremen 2007
- Vun de Schrievwies. Anhang in: Birgit Lemmermann, Ebbe un Hehn. Bremen 2007
- De 100 moiste oostfreeske plattdüütse Gedichten. Emden 2008
- Unsere Ems. Hrsg. Heike und Peter Gerdes. Leer 2009
- Wind. Ostfr. Autorinnen und Autoren entdecken ein flüchtiges Element. Norden 2009
- Shakespeare’s Sonnets Global. Hrsg. Manfred Pfister / Jürgen Gutsch. Dozwil (Schweiz) 2009
- Onderwegens. 27 Schrievers. Groningen 2010
- Verlorene Geschichten? Hrsg. Kutur am Emsdelta e. V., Emden 2010
- Billerstörm. Hrsg. Schrieverkring Weser-Ems (C.H. Dirks / H.H. Briese). Emden 2010
- Vertell doch mal – wat för de Kinner! (NDR). Neumünster 2011
- Wilhelmine-Siefkes-Preis. Die Preisträger 1990 – 2010. Stadt Leer 2011
- Maskendanz. Hrsg. Schrieverkring Weser-Ems (C.H. Dirks / H.H. Briese). Emden 2012
- Texte in Diesel, Krödde, Ostfrieslandmagazin, Quickborn, Ostfreeslandkalender, Bevensen-Jahrbuch, Dokumentation der Autorentreffen in Mölln...
Als Übersetzer:
- Henk Scholte: Vervrömd. Groningen 1991
- Harm G. Dik: Mara. Texte zur Ausstellung der jüdischen Geschichte. Papenburg 1998
- Liedtexte . a. für Otto Groote und „Bert Hadders und die Nozems“
Textprobe
Ein modernes Seegedicht und der Versuch einer Interpretation
Flut
Hochwasser
Ebbe
Niedrigwasser
Flut
Wir haben vor uns ein zunächst äußerst schlicht anmutendes Gedicht. Lyrik, verglichen zum Beispiel mit der Sprachgewalt eines Berend de Vries, im ersten Augenblick sehr bescheiden wirkend.
Wenige, sparsam gesetzte Worte, reimlos die Verse. Ostfriesisch-karg das Ganze, doch sehr erinnernd an die schönsten Gedichte der unvergessenen Greta Schoon.
Soweit die Form. Der Inhalt dagegen von großem Optimismus geprägt: Die Flut steht am Anfang, die Flut steht am Ende, der wuchtige Vokal zeigt alle Lebenskraft, die Konsonanten ergänzend im fl-Anlaut das Lebendige, Bewegte, das Fließende.
Der Widerspruch zwischen Form und Inhalt ist zugleich das verbindende Element: Zweimal das Wort „Wasser“ mit unterschiedlichem Bestimmungswort: „Hoch“ und „niedrig“.
Fast ein Gleichklang der beiden Verse, eine Assonanz, kein Reim, und doch: welcher Gegensatz! Neben dieser Parallelität fällt sodann die ungeheure Symmetrie ins Auge.
Kurz- lang - kurz - lang - kurz sind die fünf Verse gebaut, beginnend und endend mit „Flut“, und in der Mitte und wiederum symmetrisch: „Eb-be“.
Genau hier, mitten in diesem eigentlich so blassen Wort, liegt der Wendepunkt.
So stark in der Form, so stark auch der Inhalt:
Der Zeitraum von sechs Stunden Anstieg des Wassers wird zusammengedrängt in einer einzigen Silbe: „Flut“,der Zeitpunkt des höchstens Wasserstandes, wie auch des niedrigsten, dagegen aufgefaltet in den Dreisilber „Hochwasser“ oder gar den Viersilber, das längste Wort des Textes: „Niedrigwasser“.
Kurz:
Eines der schönsten und inhaltlich überzeugendsten Beispiele moderner ostfriesischer Lyrik.